Der Brauch der Weihnachtskrippe

Seinen Ursprung hat der Brauch der Weihnachtskrippe im Wort des Engels an die Hirten auf den Feldern vor Bethlehem:

"Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen. Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt" (Lukasevangelium 2,10-12)

Aufgrund dieser Aussage der Bibel kam man in der West- und Ostkirche zu verschiedenen Schlussfolgerungen bezüglich des Ortes der Geburt Jesu. Die Westkirche sprach davon, dass Jesus in einem Stall geboren wurde, weil die Futterkrippe meist in einem von Menschen errichteten Stall stand. Die Ostkirche nahm den Geburtsort Jesu in einer Höhle an, denn im Heiligen Land suchten dort die Hirten bei schlechter Witterung oder nachts Schutz für sich und ihre Tiere.

Im Jahr 335 ließ Kaiserin Helene über der Höhle in Bethlehem, die als Geburtsort Jesu gilt, eine Kirche errichten. Um die Mitte des vierten Jahrhunderts existierte auch in der Stadt Rom eine eigene Krippenkapelle, über die im fünften Jahrhundert die Kirche Santa Maria Maggiore erbaut wurde. Noch heute steht dort in den Weihnachtstagen eine der ältesten Krippen aus Holz.

Die Ausbreitung des Brauchs, das Krippengeschehen mit Figuren darzustellen, ist eng mit Franz von Assisi verbunden. Er inszenierte im Jahre 1223 eine Waldkrippenfeier mit einem lebenden Ochsen und Esel. In den nachfolgenden Jahrhunderten breitete sich der Brauch der Krippe und des Krippenspiels allmählich über die Kirchen hinaus in die Häuser der Christen aus. Eine Blütezeit erlebte der Krippenbau im Zeitalter des Barocks. Zur religiösen Unterweisung ließ vor allem der Jesuitenorden wertvolle Krippen bauen und sorgte damit für die Ausbreitung des Brauchs in den Kirchen des gesamten katholischen Europa. In der nachfolgenden Zeit beeinflussten die Franziskaner die Entwicklung zur Hauskrippe, die zunächst nur in katholischen Familien beliebt war.

Die protestantischen Christen zogen den im 18./19. Jahrhundert aufkommenden Brauch, einen Christbaum aufzustellen, als Weihnachtssymbol vor. Heute steht eine Weihnachtskrippe in fast allen Familien, auch den evangelischen.

Rose, Heidi: Ich steh an deiner Krippe hier, Kevelaer: Butzon & Bercker 2005